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Pausen beim Lernen – oft unterschätzt, doch enorm wichtig!

Pausen beim Lernen - eine Wohltat!

Pausenlos oder mit vielen kleinen Pausen – wie lernen oder arbeiten Sie lieber? Was wählen Sie bei einer geistig anspruchsvollen Arbeit von drei Stunden Dauer? Sie machen:

a) nach je 45 Minuten zuerst 2, dann 4 und dann 6 Minuten Pause
b) alle 15 Minuten eine kurze, 0.5-2 Minuten dauernde Pause
c) gar keine Pause

Falls Sie sich für a) entscheiden, sind Sie in guter Gesellschaft. Die meisten Studierenden, die die Zürcher Lernexpertin Verena Steiner mit dieser Frage konfrontierte, entschieden sich für diese Variante. (Dies erzählt sie in ihrem inspirierenden Buch «Lernpower».)

Wie der Arbeitspsychologe Otto Graf aber bereits in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts zeigte, erzielt Variante b) eindeutig die besten Resultate! Er liess damals Studenten drei Stunden lang Rechenoperationen durchführen. Diese waren zwar nicht sehr schwierig, erforderten aber dennoch Konzentration. Graf teilte seine Probanden in drei Gruppen ein und liess sie viele Mikro-, wenige längere oder gar keine Pausen machen. Diejenigen, denen Mikropausen zugestanden wurden (oben in Variante b), konnten ihre konstant höhere Leistung über die Dauer von drei Stunden gut aufrecht erhalten. Wer ganz ohne Pause durcharbeiten musste, sackte in seiner Leistung kontinuierlich und sehr deutlich ab. (Einen längeren, sehr interessanten Artikel über Arbeitspausen finden Sie hier im Magazin Spektrum.)

Wann ist eine Pause beim Lernen fällig?

Eine bewährte Faustregel für Pausen beim Lernen oder geistigen Arbeiten ganz allgemein lautet: Pause machen, bevor wir müde sind. Zwar gibt es grosse individuelle Unterschiede in der maximalen Konzentrationsfähigkeit, doch in der Regel überschätzen die meisten Menschen diese. Wer sich zwanzig bis dreissig Minuten lang topkonzentriert einer Sache widmet, sollte danach eine kurze – 1 bis 5 Minuten dauernde – Pause einlegen. Bei Kindern ist diese Konzentrationsspanne deutlich reduziert: Siebenjährige können sich in der Regel 10 bis 15 Minuten voll konzentrieren. Das heisst nicht, dass die Arbeit danach abgebrochen werden soll – doch eine kurze Pause ist unbedingt nötig.

Gerade weil die Konzentrationsfähigkeit sehr individuell ist, lohnt es sich, ein wenig mit dem Rhythmus zwischen Arbeit und Mikropause zu experimentieren. (Wie die Konzentrationsfähigkeit ganz allgemein gefördert werden kann, habe ich hier beschrieben.) Wer Mühe damit hat, sich regelmässige und häufige kleine Auszeiten zu gönnen, kann anfangs einen Timer oder Küchenwecker als externe Pausenerinnerung einsetzen. (Die App ….. hilft dabei, den Arbeit-Pause-Rhythmus gut einzuhalten.)

Was ist eine gute Pause beim Lernen?

Grundsätzlich eignet sich zur Pause beim Lernen, was uns erfrischt und zum Weitermachen motiviert. Eine Frucht essen, Wasser trinken, sich die Beine vertreten am offenen Fenster, sogar Liegestütze oder ein kurzer Power-Dance kann Wunder wirken. Elektronische Unterhaltung und Games, aber auch Emails und Chats fordern dem Hirn eine hohe Verarbeitungsleistung ab – deshalb sind sie als Pause nicht geeignet.

Viele Lernexperten raten auch dazu, Lernen und elektronische Unterhaltung zeitlich gut zu trennen. Insbesondere nach einer Lernphase sollte unbedingt eine längere Pause eingehalten werden (15 bis 20 Minuten). Sonst kann es passieren, dass die vielen Informationen aus dem Spiel oder Film das Gelernte sozusagen «überschreiben».

Pause – der Turbo für Leistung UND Laune

Otto Grafs eingangs erwähnte Studie hat die Wirkung von regelmässigen Mikro- und Kurzpausen auf die Leistung deutlich gemacht. Aber nicht nur die Leistung, auch die Laune profitiert sehr vom erholsamen Innehalten. Leider ist das «Augen-zu-und-durch»-Prinzip aber gerade beim Lernen weit verbreitet. Mir scheint, genau dies ist aber auch der Grund, warum viele das Lernen auch für unangenehm, mühsam und (allzu) anstrengend halten.