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Innerer Schweinehund – adieu!

Schweinehund adieu. Mehr Leichtigkeit!

Wer sich andauernd zum Arbeiten, Studieren oder Lernen zwingt, wird die Freude daran verlieren. Wer ständig seinen «inneren Schweinehund» niederringen muss, riskiert sogar ein Burnout. Ein (Arbeits)Leben voller Pflichten, ganz ohne Freude? Das wäre wahrlich traurig.

Natürlich ist es wichtig, dranzubleiben, kleine Frustrationen aushalten zu können und nicht immer alles sofort aufzugeben. Darüber habe ich hier bereits geschrieben. Doch davon ist jetzt nicht die Rede. Sondern vom Zwang, sich ständig und geradezu verbissen (Höchst)Leistungen abzuverlangen. Oder diese nur erbringen zu können, wenn irgendwer – und wenn wir’s selber tun müssen – die Peitsche schwingt. Kurz: Wenn wir andauernd den berüchtigten «inneren Schweinehund» niederringen, besiegen und zum Schweigen bringen müssen.

Vom Schweinehund zum Bedürfniswächter

Die positive Psychologie (die sich nicht mit psychischer Krankheit befasst, sondern untersucht, was uns gesund und glücklich hält) lädt uns dazu ein, den «inneren Schweinehund» in die Wüste zu schicken und stattdessen vom «inneren Bedürfniswächter» zu sprechen. Er ist es nämlich, der sich uns in den Weg wirft, wenn wir wieder einmal etwas tun wollen, was in der Vergangenheit (wiederholt) schlimm, allzu anstrengend, unerträglich oder sogar verletzend war. Dann sagt er: «Halt, stopp – geh da nicht hin!» Und seine Reaktion ist absolut vernünftig, oder? Denn warum sollten wir etwas tun, was uns schadet?

Meistens wissen wir selber, wo wir es übertrieben haben, welche Dinge wir tun oder glauben tun zu müssen, obwohl etwas in uns sagt: «Das mag ja gut und recht sein – aber leider nichts für mich. Mir tut das nicht gut.»

Der Bedürfniswächter hat unsere Grundbedürfnisse im Blick

Menschen haben grundsätzliche Bedürfnisse. Zu den wichtigsten, die uns zum Lernen motivieren, gehören:

  • Kompetenz und Kontrolle (wir zeigen gerne, was wir können und möchten Hilflosigkeit vermeiden)
  • Anerkennung und Wertschätzung
  • Harmonie in unseren Beziehungen
  • Interessantes und Angenehmes erleben

Wird beim Lernen eines oder werden mehrere dieser Grundbedürfnisse wiederholt oder sogar über einen längeren Zeitraum immer wieder verletzt, tritt der Bedürfniswächter auf den Plan und sagt: «Lerne lieber nicht – weil: danach bist du immer …. (wählen Sie etwas aus: müde, traurig, frustriert, erschöpft, genervt, entmutigt). Er macht seinen Job also richtig gut, wenn er Sie davon abhalten kann. Seien Sie dankbar, denn langfristig beschützt er Sie davor, seelischen Schaden zu nehmen.

Natürlich spricht der Bedürfniswächter nicht – und er tritt genau so wenig sichtbar in Erscheinung wie der innere Schweinehund. Aber Sie erkennen ihn daran, dass Sie herumtrödeln, Wichtiges aufschieben, sich lieber mit anderem beschäftigen, als was gerade ansteht oder dem, was Sie eigentlich tun wollen, grundsätzlich aus dem Weg gehen.

Wie Sie besser auf Ihre Bedürfnisse achten

Was können Sie tun, wenn der Bedürfniswächter immer wieder auf den Plan tritt, wenn Sie sich ans Lernen setzen? Es gibt drei Optionen:

a) Sie lassen das Lernen ganz sein. Problem gelöst! (Wobei es dann natürlich nicht gelöst ist – denn irgendwann müssen Sie ja etwas für die Schule tun. Oder Ihr Ziel anpassen oder aufgeben.)

b) Sie tun es trotzdem. Sie beissen auf die Zähne, Sie treiben sich an, Sie drohen sich selbst mit unangenehmen Konsequenzen…. Und irgendwann geben Sie nach und setzen sich lustlos an Ihre Arbeit. (Der innere Bedürfniswächter weint und schwört sich: «Aber nächstes Mal beschütze ich Dich richtig gut!»)

b) Sie überlegen sich in aller Ruhe, was Sie da eigentlich tun, was Ihren inneren Bedürfniswächter so sehr in Aktion treten und Sie beschützen lassen muss. Beim Lernen ist die Chance gross, dass es etwas vom Folgendem (oder sogar eine Kombination von mehreren Tätigkeiten) ist:

  • viel zu lange gelernt (pausenlos und weit über die maximale Konzentrationsdauer hinaus)
  • keine Pausen gemacht (oder am Handy – was eben für unser Gehirn eben gar keine Pause ist)
  • keine Abwechslung ins Lernen gebracht (immer dasselbe ist öd -> Verletzung des Grundbedürfnisses «Angenehmes und Interessantes erleben»)
  • sich viel geärgert beim Lernen oder sich immer vorgerechnet, wie doof Sie sind und was alles noch nicht erreicht ist und dass Sie das ohnehin nie schaffen können (-> Verletzung der Grundbedürfnisse: Kompetenz, Kotrolle)
  • die eigenen Erfolge nicht anerkannt, denn egal, was Sie tun, es ist ja nie genug… (-> Verletzung des Grundbedürfnisses nach Anerkennung und Wertschätzung)

So gesehen ist es doch eigentlich verständlich, dass Sie da nicht mehr hinwollen, oder? Und es wird nicht besser, wenn Sie Ihren Bedürfniswächter niederknüppeln und sich dazu zwingen.

Geben Sie dem Bedürfniswächter mehr Raum!

Höre ich da; «Jaja – aber es ist halt so viel und ich muss unbedingt stundenlang täglich über den Büchern sitzen»? Oder: »Nun, es muss erledigt werden.» Das mag sein. Und es schadet uns auch nicht, wenn wir gelegentlich mal etwas durchziehen, ohne gross Lust darauf zu haben. Aber zur Gewohnheit dürfen wir das nicht werden lassen. Denn dann geben wir dem inneren Antreiber, dem Drillwächter, das Heft in die Hand. Der wird dann dafür sorgen, dass Sie spuren und ganz brav nur noch das tun, was er will: Arbeiten, noch mehr arbeiten, noch härter arbeiten…

Natürlich übertreibe ich ein wenig. Aber dadurch wird hoffentlich klarer, worum es hier geht. Es ist wirklich wichtig, dass Ihr Lernen (oder das Ihrer Kinder) freudvoll und entspannt ist. Natürlich nicht nur, nicht ausschliesslich – aber oft und hoffentlich immer öfter.

Ohne inneren Schweinehund lernen – zum Beispiel so:

  • kleine Lernportionen (20-30 Minuten, gefolgt von einer kurzen Pause; nach 2-3 solchen «Paketen» ist eine grössere Pause fällig; bei Kindern nicht mehr als 10-15 Minuten);
  • gute Pausen einlegen (ohne Handy)
  • grosse Aufgaben in kleine, machbare Teilschritte aufteilen;
  • Wertschätzung für das Geleistete und für jeden Erfolg (egal, wie klein er auch scheinen mag);
  • Belohnung für Geleistetes. Das muss nichts Materielles sein – gönnen Sie sich ruhig ab und zu eine Warme Dusche Eigenlob – Lob bekommen wir in unseren Breitengraden viel zu wenig – und: es sieht ja keiner 😉 .