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10 Tipps zur Verbesserung der Konzentration

Konzentration finden und halten

Konzentration ist die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit für einen längeren Zeitraum einzig und alleine auf ein Objekt (ein Thema, eine Aufgabe oder einen Inhalt) zu richten. Nicht links und nicht rechts schauen – einfach stur dranbleiben. Davon wünschen wir modernen Smartphone-Nutzer uns alle gerne mehr, nicht wahr? Was helfen kann, gute Konzentration zu finden und länger zu behalten, habe ich hier für Sie zusammengestellt:

1. Konzentration bewusst schützen

Die Fähigkeit, uns zu konzentrieren, ist von Person zu Person unterschiedlich. Eines ist uns aber gemeinsam: Wiederholte Unterbrechungen lässt unsere Konzentrationsfähigkeit ermüden. Deshalb ist es wichtig, alle Störfaktoren von Anfang an bewusst auszuschalten.

Störer Nr. 1 heutzutage ist zweifelsohne das Handy! Am besten ist es weit weg vom Lernort aufgehoben. Wie Studien gezeigt haben, idealerweise sogar ausserhalb unserer Sicht- oder Reichweite. Wer unbedingt etwas nachschlagen oder im Internet etwas suchen muss, schreibt sich besser einen kurzen Auftrag auf einen Zettel. Es ist sehr viel effizienter, am Ende der Lernphase zu googeln oder zu recherchieren als ständig zwischendurch. Ist das nicht möglich, sollte die Zeit im Internet beschränkt werden (z.B. «maximal 3 Minuten»).

Apps wie beispielsweise «Forest» (hier im IT-Magazin CHIP beschrieben) können hilfreich sein, die Konzentration spielerisch zu schützen.

2. Einen attraktiven Arbeits- oder Lernort einrichten

Ein gut eingerichteter, heller und freundlicher Arbeitsplatz hilft der Konzentration. Es ist wichtig, alles Material in Griffnähe zu haben und nicht alle paar Minuten aufstehen oder gar etwas suchen zu müssen.

Komplette Stille und Abgeschiedenheit wird fürs Lernen zwar gerne empfohlen, die Mönchsklause ist aber wirklich nicht jedermanns Sache. Im Gegenteil: Manche können sich aktiv und bewusst «abschirmen» in lebhafter Umgebung. Ich beispielsweise kann mich im Zug sehr gut konzentrieren, andere gehen dafür ins Restaurant oder Café.

Ganz oft wird die Konzentration auch besser, wenn man sich an einen Ort begibt, an dem auch andere lernen oder arbeiten (Bibliothek, Studierraum, Arbeitszimmer, Büro etc.) – vielleicht im Sinne von «geteiltes Leid ist halbes Leid»?

3. Innerlich in den Arbeitsmodus schalten.

Aller Anfang ist bekanntlich schwer, und in meiner Erfahrung gilt dies ganz besonders fürs Lernen. Hilfreich sind da Gewohnheiten, die den Beginn oder auch das Ende einer Lernphase markieren: 3, 2, 1 – los! Oder: Strecken, dehnen, gähnen – und dann los. Signale und kleine Rituale helfen, um rasch in den Arbeitsmodus zu kommen.

Wer sich vornimmt, «drei Stunden zu lernen», riskiert, unkonzentriert mit den Büchern abzuhängen. Für die Konzentration wesentlich förderlicher ist es, sich kleine, attraktive und realistische Ziele zu setzen: «In den nächsten 20 Minuten will ich XY erreichen/verstehen/wiedergeben/aufzeichnen/erklären können.» Konkrete Ziele sind attraktiver als «20 Minuten lernen».

Manche Lernende können länger und klarer fokussieren, wenn sie sich für eine bestimmte Arbeit eine Zeitlimite setzen oder gegen die Uhr arbeiten. (Nicht mit dieser Methode arbeiten sollten Personen, die auf zeitliche Beschränkung nervös reagieren. Im Stress lernt es sich nicht gut.)

4. Eine Konzentrationsübung zum Einstieg

Nicht jede/r ist sofort hellwach und konzentriert bei der Sache – manche Hirne brauchen ein wenig Anwärmzeit, bis sie zu brummen beginnen. Deshalb kann es sich lohnen, mit einer kurzen Konzentrationsübung zu beginnen, beispielsweise:

  • (Fremd)Wörter rückwärts buchstabieren.
  • Ein Bild abzeichnen, das auf dem Kopf steht.

Wer vor langen, komplexen Texten zurückschreckt, kann versuchen, sich diesen spielerisch zu nähern: Mit Bleistift alle Buchstaben „K“ (wie Konzentration) im Text einkreisen – und danach erst mit dem Lesen beginnen.

5. Die maximale Konzentrationszeit berücksichtigen

Die meisten Menschen, die ich bisher in meiner Lernpraxis begleiten durfte, haben ihre Konzentrationsfähigkeit deutlich überschätzt. Zwar ist diese individuell sehr unterschiedlich – aber wer sich über Stunden ohne Pause konzentriert, zahlt dafür einen Preis. Entweder steigt die Müdigkeit stark an oder die Fehlerquote. Ganz oft stellt sich nach einer gewissen Zeit auch das Gefühl ein, nur noch im «Autopiloten-Modus» unterwegs zu sein. Ein sicheres Anzeichen dafür, dass die Konzentration deutlich nachgelassen hat. (Über die Bedeutung und den Nutzen guter Pausen habe ich hier bereits geschrieben.)

Wer starke Konzentrationsprobleme hat, sollte bescheiden beginnen (10 oder 20 Minuten am Stück lernen) und danach eine Pause einschalten. (Was gute Pausen sind, wird hier beschrieben). Faustregel: 20 Minuten arbeiten (Kinder 15 Minuten), danach 5 Minuten Pause einlegen. Nach zwei oder dreimal 20 Minuten ist eine längere Pause nötig.

Sehr wertvoll – und stark unterschätzt – sind sogar Mikropausen: ein paar Sekunden lang aus dem Fenster schauen, tief durchatmen, die Augen kurz schliessen, einen Schluck Tee trinken, am Lieblingsduft schnuppern …

6. Konzentration gut beobachten

Wer seine Konzentration verbessern möchte, sollte sich ein paar Tage lang beobachten. Hilfreich ist ein Tagebuch oder ein Protokoll, das Auskunft über die optimale Konzentrationsbedingungen und -fähigkeit gibt. Wann ist die Konzentrationsfähigkeit optimal – morgens, mittags, abends und in welcher Umgebung? Wie lange dauert die maximale Konzentrationsphase? Was brauchen wir, um uns so gut zu konzentrieren?

Konzentration wächst mit Interesse. Bei vermeintlich «uninteressanten» Lernstoffen müssen wir uns ein wenig anstrengen und gedanklich hineinknien. Oftmals wird etwas interessanter, wenn wir mehr Zeit damit verbringen, uns Fragen darüber ausdenken oder mit jemandem darüber sprechen.

7. Dranbleiben, wenn es gut läuft.

Wer Mühe hat, sich zuverlässig und über einen etwas längeren Zeitraum zu konzentrieren, muss diese Fähigkeit trainieren – ganz ähnlich wie im Sport. (Dort würden wir einen Lauf oder ein Spiel auch nicht alle 3 Minuten unterbrechen, um ein SMS oder eine Whatsapp-Nachricht zu lesen, nicht wahr?)

Trainingserfolg verspricht diese Methode: Wenn es gerade gut läuft und wir schön konzentriert sind, hängen wir noch ein wenig Zeit dran und bleiben in der Aufgabe drin. (Aber Achtung: die oben erwähnte maximale Konzentrationsspanne sollte nicht massiv überschritten werden – oder durch eine etwas längere Pause abgefedert.)

8. Gute Gewohnheiten schaffen

Wer immer zur gleichen Zeit mit dem Lernen beginnt oder sich regelrechte Lernzeiten einrichtet, erspart sich mühselige Entscheidungskämpfe («soll ich – soll ich nicht» «nur noch fünf Minuten» «nur noch das und das und das erledigen…»). Diese fordern unserem Gehirn sehr viel Energie ab, die es andernorts – nämlich beim Lernen – viel besser gebrauchen kann. (Über den Nutzen guter Gewohnheiten habe ich ausführlich geschrieben – hier.)

Wer kann, sollte zum Lernen seinen Biorythmus berücksichtigen: manche Menschen können sich morgens besonders gut konzentrieren, andere abends. Entsprechend sollten für die Lernphasen diese Zeiten genutzt werden.

Wie selbst im hektischen Familienalltag gute Übungszeiten gefunden und etabliert werden können, habe ich hier ausführlich beschrieben.

9. Konzentration und Entspannung gehen Hand in Hand

Der entspannte Geist konzentriert sich leichter. Wer bei einem Waldspaziergang oder einer Bergwanderung abschalten kann, fördert dadurch auch seine Konzentrationsfähigkeit. Zeit in das Erlernen von Entspannungstechniken zu investieren, ist gut investierte Zeit. Egal, ob es sich dabei um Yoga, Achtsamkeit oder Meditation handelt. Auch Ausdauersport hat nachweislich eine gute Wirkung auf die geistigen Funktionen. Spiele wie Schach oder Set oder auch ein Musikinstrument bringen Spass und Spiel in die Sache.

10. Auch ungewöhnliche Wege führen zu besserer Konzentration

Gedichte lernt heute kaum mehr jemand auswendig – eigentlich schade. Denn dadurch werden Konzentration und Gedächtnis optimal trainiert. Auch etwas schwierigere Literatur verlangt und fördert die höhere Konzentration. Wie wär’s mit einer interessanten neuen Erfahrung? Wer sich einen alten Film anschaut – zum Beispiel einen alten Hitchcock-Thriller – und sich dabei zwingt, nicht zu zappen oder daneben auf einem zweiten Bildschirm etwas anderes zu schauen, erfährt eine Menge über Konzentration und Ablenkung – oder auch die innere Ruhe oder Unruhe.

Und zuletzt noch eine unbeliebte Wahrheit: «Multitasking» ist ein Mythos. Es gibt nur einen Weg ins Hirn. Schnell zwischen Aufgaben zu «switchen» ist zwar möglich – aber das hat seinen Preis: die Konzentration sinkt, das Erholungsbedürfnis nimmt zu.