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Zuhören im Unterricht (und zuhause)

Das Bild zeigt ein Màdchen mit grossen Ohren. Es soll symbolisieren, wie aktives Zuhören geht.

Zuhören können ist eine wichtige Fähigkeit für den Lernerfolg. Wer im Unterricht möglichst viel mitnehmen will, muss natürlich mit den Ohren und dem Kopf dabei sein. Einfacher gesagt, als getan! (Da ich weder Heilpädagogin noch Ohr-Experte bin, gehe ich im Folgenden davon aus, dass das Gehör gesund und ohne Beeinträchtigung ist.)

Allgemeine Tipps für besseres Hören

  • Ohrenspitzen üben – jederzeit und überall. Zum Beispiel so: Bei einem Musikstück sich auf ein einzelnes Instrument konzentrieren und es bis zum Ende des Stücks mit den Ohren «verfolgen». Bei einem Vogelkonzert im Wald oder am Abend einen einzelnen Vogel heraushören.
  • Im Unterricht mit den Augen möglichst auf dem Sprecher oder der Sprecherin bleiben. Das Gehirn folgt besonders gerne den Augen – also sollten diese dort sein, wo die Information herkommt.
  • Das Mischpult im Kopf anstellen: «Die Aufmerksamkeit bewusst auf einzelne Geräusche lenken – z.B. einen tropfenden Wasserhahn, eine trällernde Amsel vor dem Fenster, Autogeräusche auf der Strasse. Diese Geräusche werden in Gedanken eingesammelt und dann wird gezielt von einem Geräusch zum nächsten geschaltet, als wäre das Gehirn ein Klavier, auf dem Sie spielen. Lauschen Sie nur der Amsel, drücken Sie dann innerlich den Knopf für Autos. So schalten Sie alle Geräusche aus, die Sie beim Lernen stören.» (Diese Übung stammt aus dem Buch «Effektiver Lernen für dummies» von Birgit Ebbbert.
  • Konzentriert zuhören kann nicht, wer schlaff in den Seilen hängt. Die Körperhaltung unterstützt auch das konzentrierte Zuhören. Wie früher schon unsere Grosseltern in der Schule ermahnt wurden: «Gerade sitzen, Kopf nicht stützen, Hände falten, Schnabel halten.» (Wie ganz allgemein die Konzentration trainiert wird, habe ich hier beschrieben.)

Aktiv Zuhören im Unterricht:

  • Wer aufmerksam zuhört und sich am Unterricht beteiligt, hat mehr davon. Fragen stellen und mitdiskutieren braucht zwar etwas Mut, doch dieser Mut zahlt sich aus: Das Gelernte bleibt so besser im Gedächtnis haften – weil eben eine innere Beteiligung stattgefunden hat.
  • Oftmals sind wir aktiver, wenn wir einen Stift in der Hand haben und versuchen, das Wichtigste zu notieren. Spätestens ab der Sekundarstufe sollten Lernende ermutigt werden, Wichtiges zu notieren oder in Stichwörtern mitzuschreiben. (Leider erlauben das nicht alle Lehrpersonen – was aus lerntechnischer Sicht ein Fehler ist. Vielleicht kann hier ein Gespräch klärend wirken: «Ich kann mich sehr viel besser konzentrieren, wenn ich mir Notizen mache. So lerne ich auch, wichtige Informationen von Unwichtigen zu trennen. Ausserdem helfen mir diese Notizen bei den Hausaufgaben und der Prüfungsvorbereitung. »)
  • Wer bei einem Vortrag, Referat oder im Unterricht zuhört und dabei ein Mindmap gestaltet, hat doppelten Nutzen: Die gehörten Informationen werden bereits vorstrukturiert und sind so einfacher zu repetieren. Die Aufmerksamkeit beim Zuhören ist deutlich höher als ohne diese Aktivität. (Mindmaps zu gestalten ist Übungssache, keine Talentfrage! Dabei darf durchaus ein eigener Stil entwickelt werden.)
  • Wer Fragen stellt, ist an Antworten interessiert. Selbst wenn das Unterrichtsthema komplett langweilig sein sollte – durch clevere Fragen kann man doch ein wenig Interesse wecken: Wer? Wie? Wo? Wann? Womit? Warum? Selbst die Frage «Warum müssen wir das lernen?» kann zu interessanten Gesprächen führen! (Allerdings werden sie nicht von allen Lehrpersonen gleich gerne aufgenommen.) Während es sich nicht empfiehlt, diese Frage allzu häufig laut zu stellen, ist es sehr wichtig, sie für sich selbst zu klären. Motivation kommt von Motiv (= Grund) und wer die Frage «Warum muss ich das lernen?» für sich beantworten kann, ist meistens motivierter.

Tipps für Eltern, um das Zuhören zuhause zu fördern:

  • Gehen Sie mit gutem Beispiel voran! Hören Sie Ihrem Kind öfter zu. Das braucht Zeit und innere Ruhe.
  • Achten Sie darauf, nicht nur zu sprechen, um etwas loszuwerden. Sprechen Sie, um etwas von Ihrem Gegenüber zu erfahren.
  • Stellen Sie keine Fragen, wenn Sie die Antworten gar nicht hören möchten.
  • Beobachten Sie sich beim Sprechen: Atmen Sie schnell und flach – oder ist Ihr Atem ruhig und tief? Der schnelle, flache Atem ist oftmals ein Zeichen von innerer Unruhe. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um vor dem Sprechen zur Ruhe zu kommen.
  • Spricht Ihr Kind sehr viel, sehr schnell und/oder undeutlich? Könnte es vielleicht sein, dass es jeweils nur ein ganz kurzes Zeitfenster bekommt, in dem Sie ihm Ihre ganze Aufmerksamkeit schenken?
  • Richten Sie Zeiten im Tagesverlauf ein, in denen Gespräche möglich sind. Beispielsweise: Setzen Sie sich zum Zvieri hin mit einer Tasse Tee und laden Sie Ihr Kind dazu ein.
  • Setzen Sie sich zu Ihrem Kind aufs Sofa und warten Sie still, ob sich ein Gespräch ergibt.
  • Signalisieren Sie ab und zu durch entschiedenes Nichtstun, dass Sie gesprächsbereit sind.
  • Meinen Sie es ruhig etwas weniger gut. Wenn wir Eltern es «nur gut meinen» mit unseren Kindern, tendieren wir oftmals dazu, ihnen unsere Lebensweisheit aufzudrängen, sie mit unseren Ratschlägen zu bombardieren oder mit Befehlen zuzudecken. Kommen diese an? Selten. Das Kind (und vor allem der Teenager!) hat längst gelernt, nicht mehr hinzuhören. Besser: Laden Sie zu einem echten Gespräch ein, wenn Sie etwas auf dem Herzen haben. Wählen Sie einen Wohlfühlort und planen Sie genügend Zeit ein, um eine freundliche Atmosphäre entstehen zu lassen. Ihr Gespräch kann als geglückt gelten, wenn das Kind/die Jugendliche mehr gesprochen hat als Sie!
  • Bei jüngeren Kindern oder Kindern mit eingeschränktem Arbeitsgedächtnis (z.B. AD(H)S) ist es empfehlenswert nicht zu viele Informationen auf einmal zu geben. Also nicht: «Nimm das Badetuch auf, hol im Keller Mineralwasser und leere auf dem Rückweg gleich noch den Briefkasten.» Besser ist es, die drei Aufträge einzeln zu erteilen.
  • Üben Sie mit Ihrem Kind/Teen, Gesprächsnotizen anzufertigen. Dazu können Sie beispielsweise beim Hören von Radionachrichten ein Mindmap erstellen oder Stichworte auflisten. Wer kann die meisten Details der Nachrichten wiedergeben?