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Gute Lernstrategien für die Oberstufe

Lernstrategien für die Oberstufe - das Bild zeigt eine jugendliche Person, die vor einer Hürde sitz

Was sind gute Lernstrategien für die Oberstufe? Wie kommen Teenager dazu? Und: Wie können Eltern sie dabei unterstützen, besser und erfolgreicher zu lernen?

In der Primarschule eignen sich manche Kinder gute Lernstrategien an, oft nebenbei und spielerisch, hin und wieder sogar ganz bewusst. Wie löse ich eine schwierige Aufgabe? Was muss ich tun, damit ich in Prüfungen gut vorbereitet bin? Wodurch motiviere ich mich selbst, wenn ich keine Lust habe? In den Antworten auf diese Fragen stecken Lernstrategien.

Es gibt aber auch Kinder – oft sind es die, die problemlos durch die Primarschule «segeln» – die nach dem Übertritt böse erwachen und merken, dass sie gar keine Strategien für die Oberstufe haben. Die gestiegenen Anforderungen der neuen Schulstufe lösen dann mitunter Denkprozesse oder Krisen aus:

  • So, wie ich das bisher gemacht habe, komme ich nicht weiter.
  • Es ist einfach zu viel Prüfungsstoff, den bringe ich am Abend vor dem Test nicht mehr ins Hirn. Hilfe!
  • Die Texte in Naturwissenschaft oder Geschichte sind zu komplex – ich weiss gar nicht, wie ich diese vielen Informationen darin lernen soll.
  • Und überhaupt: Was ist denn wichtig, was kann weggelassen werden?
  • Ich habe einfach keinen Bock auf Französisch. Und jetzt?

Lernstrategie Nr. 1: Stärken einsetzen!

«Worin bist du eigentlich gut? Niemand kann gar nichts.» So beginne ich oft ein neues Lerncoaching und rege meine Klienten dazu an, über ihre Stärken nachzudenken. Denn selbst Lernende, die sich sehr schwertun mit dem Lernen, können über irgendeine Stärke berichten. Bewegt sie sich gerne? Kann er gut erzählen oder zeichnen? Liebt sie es, anderen etwas zu erklären? Oder kann er komplexe Sachverhalte gut in einem Mindmap darstellen? Was immer es ist, was gerne getan wird – es lohnt sich, die persönlichen Lernstrategien darauf aufzubauen.

Immer das Problem im Blick?

Eltern haben leider oft die Defizite im Blick – vor allem, wenn die Kinder in die Pubertät kommen. Zwar ist das verständlich, schliesslich ist diese Entwicklungsphase sehr wichtig und Eltern hoffen, negative Entwicklungen möglichst frühzeitig zu erkennen, um Gegensteuer zu geben. Hilfreich ist die Defizitorientierung trotzdem nicht, denn jetzt muss der/die Teenager/in selber aktiv werden und gute Lernstrategien für die Oberstufe entwickeln. Da ist es nicht sehr ermutigend, wenn Erwachsene stets den Finger auf den wunden Punkt legen: «In Mathe übst du einfach nicht genug!» Ganz oft sind es Dritte, die in diesem Moment unvoreingenommen weiterhelfen können. Wer nicht gleich den Lerncoach engagieren möchte, kann auch mal im Familien- oder Freundeskreis herumfragen: «Was kann mein Teen eigentlich gut?» Lassen Sie sich überraschen!

Lernstrategie Nr. 2: Abwechslung

Bei meinen Klienten stelle ich immer wieder fest, dass viele nur eine Lernstrategie anwenden: Lesen, nochmals lesen und gleich nochmals lesen. So lange, bis «alles drin» ist. Oftmals läuft es so aber einfach auf Auswendiglernen hinaus – und das ist öde und wenig motivierend. Dann zwingen sich die Teens (lustlos) dazu, durchzuhalten – und wundern sich, warum das Lernen mit der Zeit ganz grundsätzlich als mühsam empfunden wird.

Routinen haben ihre Vorteile (lesen Sie darüber hier: Gute Gewohnheiten fördern das Lernen), doch sie haben auch eine gefährliche Seite: Immer dieselbe Lernroutine führt zu Langeweile. Und unser «Superbrain» braucht einfach mehr Anregung! Hier folgen noch ein paar Ideen:

Beispiele von guten Lernstrategien für die Oberstufe:

Kognitive Strategien (Umgang mit Informationen)

  • Texte auf das Wesentliche reduzieren (zum Beispiel in Form von Lernkarten oder Mindmaps) und/oder jemandem erklären
  • Lesen: Einen Abschnitt lesen, in eigenen Worten zusammenfassen und nur die wichtigsten Schlüsselwörter an den Rand schreiben oder markieren. Danach gleich versuchen, die Information aus den Schlüsselwörtern zu rekonstruieren. («Was habe ich da eigentlich gelesen?» – bei vielen Jugendlichen macht es «klick», wenn ich ihnen sage: «Erklär dir das mal Schritt für Schritt – so lange, bis du es verstanden hast oder wiedergeben kannst.» Viele versuchen einfach, das «Zeug» auswendig zu lernen, oftmals sogar Wort für Wort. Kein Wunder, dass das Mühe macht!)
  • Repetition: häufig, dafür in kleinen Portionen und nur kurz. (Dass stundenlanges «Büffeln» nichts bringt, hören die Teens wirklich überall – doch das genügt einfach nicht. Besser ist es, wenn sie es selber erfahren, wie viel leichter das Lernen wird, wenn die Portionen kleiner sind. Also: die Teens auf ein «Experiment» einladen. «Lern mal eine Woche lang nur eine kleine Portion täglich neu und repetiere die bereits gelernten kurz. Am Wochenende schaust du dann, wie schwierig oder leicht das war und wie viel im Gedächtnis geblieben ist.» Manche erkennen: Es ist so sehr viel einfacher und es bleibt sehr viel mehr drin.)
  • Aktiv lernen: Nicht zuerst mit der Theorie befassen (=lesen), sondern direkt Aufgaben/Übungen/Probetests machen. Nur wenn nötig in der Theorie nachschlagen. Wer gerne zeichnet/kritzelt, soll Mindmaps/Cluster/Lernposter erstellen. Wer gerne Videos dreht, soll sich die Dinge in einem Erklär-Video selbst erklären – und zum Repetieren einfach das Video anschauen. Wer gerne im Team lernt, profitiert vom gegenseitigen Abfragen (sofern alle Lernpartner sich vorbereiten – zum Beispiel so: «Jeder erstellt 20 Quizfragen über den Lernstoff – wir fragen uns dann gegenseitig damit ab.»)

Metakognitive Strategien (Wie packe ich es an? Wie organisiere ich mich?)

  • Vor dem Lernen einen konkreten Plan erstellen, was zu tun ist (Nicht: «Geschichte lesen», sondern: «Triumvirat verstehen und erklären können»). Wer zu mir ins Lerncoaching kommt, kann es bald auswendig nachsagen, weil ich es so oft wiederhole: «Nie Lernen ohne Plan!»
  • Wochenplan und/oder Agenda führen (und z.B. mit einem Kollegen/einer Kollegin dafür sorgen, dass wirklich alles drinsteht. Wer sich auf den Klassenchat verlässt, gibt die Verantwortung fürs Lernen ab – und bezahlt einen Preis dafür: häufig stellt sich so ein permanentes Gefühl der Unsicherheit ein – «irgendwie, irgendwas, irgendwann»).
  • Genügend Pausen einlegen während des Lernens und kein stundenlanges «Büffeln». (Über den Wert guter Pausen habe ich hier geschrieben.)
  • Die Arbeit etwas besser auf die Wochentage aufteilen und am Wochenende genügend Freizeit einplanen.

Motivationsstrategien (Wie halte ich mich bei Laune?)

  • Klare, gut erreichbare Ziele setzen (z.B. «heute das erste Kapitel Photosynthese verstehen und zum Repetieren aufbereiten»; «in der nächsten Prüfung eine halbe Note besser und dafür früher mit dem Lernen anfangen»)
  • Belohnung während des Lernens (häufige, kurze Pausen, z.B. ein kleiner Snack, ein Powersong – aber NICHT chatten, gamen, mailen etc. – das macht das Weiterlernen sehr schwierig)
  • «Notfallplan» erstellen für den Fall, dass wirklich absolut keine Lust aufs Lernen besteht (z.B. 10 Minuten lernen und dann abbrechen, wenn es wirklich nicht geht; oder: eine kleine Teilaufgabe erledigen; oder: mit etwas Leichtem anfangen, dann einen Teil der schwierigeren Aufgabe dranhängen).

«Jetzt lern doch endlich mal…!!» Gut gemeint, aber…

Sie sehen – es gibt eine Menge guter Strategien, die besser sind als «Augen zu und durch». Welches ist die richtige Strategie für ihren Teen? Das lässt sich nicht generell beantworten. Sehr häufig erlebe ich es, dass Teenager wirklich tolle Ideen entwickeln, wenn sie sich ernsthaft mit dem Thema befassen. Ich hoffe, Sie finden dank den oben genannten Tipps einen Weg, wie Sie gemeinsam mit Ihrem Teenager zu besseren Lösungen kommen. (Andernfalls lege ich Ihnen gerne «Lernen für Faule» von Felicitas und Iris Komarek ans Herz – das von Mutter und Tochter geschriebene Buch geht das Thema Lern-Minimalismus mit viel Humor an und erklärt, wie das Lernen mit möglichst wenig Aufwand möglichst erfolgreich wird.)

Vorsicht: Der oft wie ein Familienmantra wiederholte Rat «Lern doch einfach mehr!» mag gut gemeint sein, doch er ist nicht wirklich hilfreich. Letztlich geht es ja gar nicht darum, wie viele Stunden der oder die Lernende über den Büchern brütet, sondern, wie das Wissen ins Köpfchen kommt und drinbleibt. Und dafür braucht es bessere, aktivere Lernstrategien.

Lernstrategien für die Oberstufe – durch Lerncoaching

Im Lerncoaching finde ich gemeinsam mit Ihrem Teen heraus, wo ihre/seine Stärken liegen, wo regelmässig Probleme beim Lernen auftreten und welche Lernstrategien zu mehr Lernerfolg führen. In der Regel brauchen wir dafür 5 – 6 Stunden. (Mein Stundenansatz liegt im Sommer 2021 bei 145 Franken.) Wer von Anfang an 5 Stunden bucht, erhält sie für 600 statt 725.00 Franken.

Gerne erkläre ich Ihnen in einem Telefongespräch oder per Mail, was in diesen fünf Stunden vermittelt wird und wie Sie und Ihr Teenager davon profieren können.

In meinem Webinar «Ermutigen statt kritisieren – Jugendliche gelassen(er) beim Lernen begleiten» erfahren Eltern, was sich in der Pubertät im Zusammenhang mit dem Lernen verändert und wie sie ihre Teens wirksam begleiten. Schauen Sie doch mal hier: Webinars und Workshops

1 Kommentare

  1. Pingback: Am Abend vor der Prüfung - immer wieder Feuerwehrübungen? - Katrin Piazza

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