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Schneller loslegen

Loslegen - manchmal hilft ein Würfel

Loslegen leichter gemacht

Gesagt, getan? «Ich lerne jetzt» – und beginne sofort? Schön wär’s. Viel öfter passiert das hier: Ich trödle ein wenig herum, träume in den Tag, daddle etwas auf dem Smartphone («nur fünf Minuten, ehrlich!»), räume ein bisschen auf und räume dann gleich noch etwas mehr auf («wenn ich schon mal dran bin…»). Oder ich mache eine To-Do-Liste mit allem, was zu tun ist – und gönne mir dann zufrieden erst einmal eine Pause…

Das «Nicht-Anfangen-Können» ist ein nur allzu bekanntes Phänomen. Nicht nur in meiner Lernpraxis (wo es aber ein sehr häufiges Thema ist), sondern offensichtlich weltweit. Prokrastination (hierzulande «Aufschieberitis» genannt) ist in allen Kulturen wohl bekannt. Und nicht umsonst scherzen Studierende, eine Studenten-WG sei nie so sauber wie in Prüfungszeiten. Sogar Putzen macht dann mehr Spass als Lernen!

Steckt etwa ein physikalisches Prinzip dahinter? Das berühmte Trägheitsgesetz beschreibt ja, dass jedes Objekt in dem Zustand bleiben möchte, in dem es sich gerade befindet. Anders gesagt: Aus dem Stillstand in die Bewegung zu kommen, ist gar nicht so einfach. Und: Am Anfang wird dafür am meisten Kraft gebraucht. Deshalb ist es empfehlenswert, den Start ins Auge zu fassen und in ihn volle Kraft zu legen. Wer schneller startet, ist rascher in Bewegung und kann danach vom erreichten Schwung profitieren.

Wie das geht, erkläre ich gleich. Aber vorher gilt es, noch einen Warnhinweis zu beachten:

Immer die Peitsche einsetzen? Lieber nicht.

«Mach endlich!» «Fang jetzt sofort an!» «Los, los, los!» Wer sich (oder andere) ständig nur mit Antreiben in Bewegung bringt, tut sich (und anderen!) keinen Gefallen. Auf Dauer verschwindet da jede Freude an der gewünschten Aktivität – denn die Eigenmotivation fehlt. (Darüber habe ich hier bereits ausführlich geschrieben: «Ständiges Antreiben ist kontraproduktiv»).

Was uns wirklich beim Loslegen hilft, ist oft sehr persönlich. Umso mehr empfiehlt es sich, mit den verschiedenen Methoden ein wenig zu experimentieren.

Tipps zum rascher Loslegen:

Gewohnheiten entwickeln:

  • Einen fixen Zeitpunkt für die Arbeit/Aufgabe/das Lernen festlegen und sich sklavisch daran halten. Dies kann besonders gut umgesetzt werden, wenn der Startzeitpunkt mit etwas zusammenfällt, was ohnehin immer passiert. Zum Beispiel: Direkt nach dem Abendessen/Mittagessen/Znüni/Zvieri fange ich an. Oder: Im Zug auf der Hinfahrt lerne ich die Wörtli/repetiere ich.
  • Routinen entwickeln. Beispielsweise: Ich räume kurz den Arbeitstisch auf, dann heisst es: Loslegen! In der Regel nimmt die Vorbereitung aufs Studieren/Lernen zu viel Kraft weg – also gilt es, diese zu verkürzen. Es kann sich also auszahlen, den Arbeitsplatz in einem Zustand zu halten, der rasches Loslegen erlaubt.

Die Entscheidung erleichtern:

  • Die Entscheidungsphase («Arbeiten oder nicht?») verkürzen. Das wahrhaft Zermürbende ist eine allzu lange Entscheidungphase («Soll ich jetzt…? Oder später? Oder in fünf Minuten? Oder vielleicht doch erst morgen?» – schon beim Lesen wird klar, wie anstrengend so etwas ist, nicht wahr? Wer sein Gehirn schon vor Beginn der Arbeit so strapaziert, darf sich nicht wundern, wenn zum Loslegen keine Energie mehr übrig ist!)
  • Die Entscheidung delegieren: Wecker stellen und wenn er klingelt – anfangen. Mit Kindern funktioniert der «Entscheidungswürfel» manchmal auch gut – und verhindert manche Streiterei. Schliesslich sagt der Würfel, wann es Zeit zum Loslegen ist, und nicht (schon wieder!) die Eltern. Dafür entweder einen eigenen Würfel basteln mit Anfangszeiten (z.B. in fünf Minuten, in zehn Minuten etc.) Oder die Würfelaugen als Minuten bis zum Loslegen zählen. Dass man sich an das gewürfelte Resultat hält, ist natürlich Ehrensache! (Und wer will, darf dafür auch zwei Würfel verwenden.)

Gute Motivatoren wählen:

  • Sich durch aktivierende Fragen in eine positive Stimmung versetzen: Warum tue ich das? Was habe ich davon? Wie fühlt es sich an, wenn ich es gemacht habe? (Schon Kinder wissen genau, dass sie weniger Stress haben, wenn sie früher anfangen, die Hausaufgaben sorgfältig machen, mehr lernen…)
  • Gegen die Zeit arbeiten: Wie schnell kann ich anfangen? Wie rasch komme ich von der Haustüre zum Arbeitstisch? Wie viel Zeit brauche ich für diese Aufgabe – wenn ich wirklich konzentriert dranbleibe? (Meist braucht man sehr viel weniger als vermutet!) Das Arbeiten mit der Uhr empfiehlt sich nur für Personen, die Wettbewerb mögen und dabei aufblühen. Wer sich vom wandernden Zeiger eher bedroht  oder entmutigt fühlt, sollte die Finger davon lassen!
  • Mit etwas Leichtem loslegen ist schlau, denn das Gehirn braucht eine Weile, um in Schwung zu kommen. Es gibt aber durchaus auch Menschen, die froh sind, wenn sie das Schlimmste hinter sich haben. Dann können sie sich in Ruhe dem zuwenden, was angenehmer ist. Der deutsche Managementberater Günter F. Gross umschrieb dies einmal so: «Beginnen Sie mit Paukenschlägen und nicht mit einem Harfensolo.» Egal, welches Prinzip besser funktioniert – wichtig ist, dabei zu bleiben und eine Gewohnheit zu entwickeln.
  • Belohnung ausloben – oder Strafe androhen. Viele Menschen motivieren sich selbst recht gut über Belohnung oder Strafe. Ein 15-jähriger Schüler hat mir vor kurzem verraten, wie er vorgeht: «Ich sage mir, dass ich schneller bei den Kollegen bin, wenn ich rasch loslege und die Hausaufgaben hinter mich bringe. Oder ich rufe mir in Erinnerung, dass ich eine ungenügende Note einfahre, wenn ich nicht ordentlich lerne.» Clever, oder? Und das Schönste dabei ist: Er ist ganz alleine darauf gekommen.

Die eigenen Lernsaboteure erkennen und ausschalten:

  • Die eigenen ZMINDUDs (= Zuerst muss ich noch das und das) erkennen – und im Vorfeld schon neutralisieren. Ich muss vor dem Lernen/Studieren IMMER zuerst die Wohnung putzen? Dann besser am Abend vorher schon für Ordnung sorgen, um rasch loslegen zu können. Zuerst Mails beantworten? Auf nachher verschieben. Erst noch ein wenig Chatten…? (siehe nächsten Tipp!)
  • Ablenker weglegen. Eine alte Volksweisheit passt prima in unsere heutige Smartphone-Zeit: «In manchem, was sich krümmt und windet, ein Angelhaken sich befindet.» Schnappst du nach dem Handy, sind ganz schnell drei Stunden weg!

Hier noch ein – sehr amüsanter! – Buchtipp zum Thema: «Disziplin für Faule – oder wie man es trotzdem schafft» von Alfred Hellmann.

Das wären für den Moment meine Tipps. Haben Sie selber einen Trick, wie Sie sich zum Lernen motivieren? Ich freue mich darauf, etwas Neues zu lernen!