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Wertschätzung stärkt die Motivation

Wertschaetzung stärkt die Motivation
Kleine Erfolge wertschätzen

Zarte Pflänzchen brauchen besonders viel Aufmerksamkeit

Einer der wichtigsten Treibstoffe für Motivation ist Wertschätzung für das Erreichte.

Die meisten meiner Klienten kommen zu mir, weil sie ihre Notenziele nicht erfüllen oder weil diese bedroht sind. Leider kommt oft noch Zeitdruck hinzu. Diese Mischung sorgt jeweils dafür, dass sie von Prüfung zu Prüfung hetzen, der Blick ist dabei immer starr auf den Notendurchschnitt gerichtet – kaum etwas anderes zählt, als die nächste Prüfung. Die ganze Wahrnehmung liegt also auf dem Ziel – oder viel eher: auf dem, was zur Zielerreichung noch fehlt. Eine vier? Aber ich brauche eine 4.5, mindestens… Eine 5 in Mathe? Ja, aber in Französisch ist noch nichts besser geworden. Eine 6 in Deutsch? Ja, aber der Gesamtdurchschnitt….

Die Hürde für Zufriedenheit – warum liegt sie so hoch?

Letzte Woche sagte ein Junge, der dank besserer Prüfungsvorbereitung in Biologie nach langer Zeit wieder einmal eine genügende Note erreichte, zu mir: „Nein, damit bin ich wirklich nicht zufrieden – das ist ja bloss ein Schneckenfortschritt.“ Wir sprachen über eine Notenverbesserung von 0.3 Punkten – eine Drittelnote.

„Wie müsste Dein Fortschritt sein, damit Du damit zufrieden wärst?“ fragte ich ihn.
„Er müsste ein Raketenfortschritt sein“, antwortete er raketenschnell.
„Tja – wie wird aus der Schnecke die Rakete?“ fragte ich ihn mit der Absicht, seinen Blick wieder auf den Prozess statt auf das Resultat zu legen. Denn erst, wenn er den Lernprozess verändern kann, wird sich auch das Resultat verändern. Es entwickelte sich ein interessantes Gespräch, das ich hier verkürzt wiedergebe:

Mit diesen Fragen wird der Blick auf den Fortschritt gelegt:

  • Wie hast Du es geschafft, dich zu verbessern? („Ich habe anders gelernt.“)
  • Was hast du diesmal anders gemacht? („Ich habe früher mit Lernen angefangen und den Stoff in kleinere Portionen aufgeteilt. Ich habe mir überlegt, wie ich was lerne. Ich habe viel weniger gelesen als früher – und mehr nachgedacht und repetiert.“)
  • Wie hast Du Dich beim Lernen gefühlt? („Es war nicht so ein furchtbarer Berg wie früher immer – es ist mir leichter gefallen.“)
  • Wie hast Du Dich während des Unterrichts gefühlt? („Ich habe mehr verstanden im Unterricht – weil ich die Hausaufgaben sorgfältiger gemacht habe als vorher.
  • Wie hast Du Dich während der Prüfung gefühlt? („Ich war weniger nervös. Die Fragen kamen mir etwas vertrauter vor als früher, da habe ich immer nur Bahnhof verstanden.“)

Mit diesen Fragen wird der Fortschritt für die nächsten Herausforderungen gesichert:

  • Was willst Du Dir für die nächste Bio-Prüfung vornehmen? („Ich glaube, ich sollte das wieder so machen.“)
  • Wie kannst Du Dich daran erinnern, dass Du es wieder so machen willst? („Ich schreibe mir ins Hausaufgabenheft, wann ich mit dem Lernen für die nächste Bio-Prüfung anfangen will. Der Termin steht schon fest – also kann ich mir eine Erinnerung ins Heft schreiben, vielleicht zehn Tage vorher?“)
  • Glaubst Du, dass dies alles eine Auswirkung auf Deinen Fortschritt haben wird? („Hm. Wahrscheinlich.“)
  • Könntest Du Dich jetzt bitte mal kurz auf die Schulter klopfen und loben dafür, dass Du so viel anders gemacht hast als früher? (Nein, das war dann doch etwas zu viel verlangt. Aber ein Lächeln stahl sich in sein Gesicht.)

Wertschätzung für das Erreichte ist eine wichtige Voraussetzung für weitere Fortschritte. Aber es tut auch einfach gut und ist gesund, sich zwischendurch ein wenig auzuruhen und sich an dem zu erfreuen, was gut gegangen ist. Daraus schöpfen wir Kraft und Mut für den Weg, der noch vor uns liegt.

 

 

 

1 Kommentare

  1. Pingback: "Keine Lust aufs Lernen" - bloss eine harmlose Ausrede? - Katrin Piazza

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