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Selbstvertrauen als Leihgabe

Selbstvertrauen kann man sich auch leihen

Eine ordentliche Portion Selbstvertrauen braucht, wer sich an eine wichtige Prüfung wagt. Im Moment sind die Aufnahmeprüfungen hier in Zürich gerade allgegenwärtig. Sind Selektionsprüfungen das richtige Mittel, um die richtigen Schüler und Schülerinnen auszuwählen? Ich bezweifle es. Aber das soll heute nicht mein Thema sein. Ich möchte anhand einer eigenen Erinnerung zeigen, was dem Selbstvertrauen in einer Prüfungssituation dient – und was eher nicht:

Fokus auf die bisherigen Fehler legen…

Mein Vater liess es sich 1977 nicht nehmen, mich persönlich zur Gymiprüfung zu begleiten. Auf der 20-minütigen Fahrt in die Stadt trug er mir ernst sein Erfolgsrezept vor – von „lies sorgfältig“ über „denk, bevor du rechnest“ bis zu „schreib leserlich„. Da wir über eine Stunde zu früh bei der Schule ankamen – „man weiss ja nie!“ – musste ich mir im nahen Café über einer warmen Schokolade weitere Ermahnungen anhören. Mein Vater bracht es fertig – wahrscheinlich ohne es zu wollen – mir alles in Erinnerung zu rufen, was ich gelegentlich falsch machte. War es seine Schuld, dass ich die Prüfung nicht auf Anhieb schaffte? Wahrscheinlich nicht. Aber unter „hilfreich“ würde ich dieses Vorgehen heute auf keinen Fall einordnen.

…oder das Selbstvertrauen stärken?

Zur mündlichen Prüfung begleitete mich dann meine Mutter, die – ihrem sonnigen Naturell gemäss – fröhlich plauderte, mich zum Lachen brachte und mir zum Abschied einen dicken Kuss auf die Wange drückte, begleitet von den Worten: „Geh hin und zeig denen, was in Dir steckt!“ Ist es ihr zu verdanken, dass ich die mündliche Prüfung locker schaffte? Wer weiss? Sicher ist: Ihr unerschütterlicher Glaube an mich hat mir immer gut getan und mich in Krisenzeiten getragen – und tut es heute noch. Das Buch mit der Widmung, in der meine Mutter ihren Glauben an mich so klar ausdrückte, habe ich heute noch. (Und nein, ich habe diesen Glauben an mich nicht immer verdient, wahrlich nicht.)

Was Lernende (oder ihre Eltern) tun können, wenn das Selbstvertrauen vorübergehend fehlt:

Wir sind nicht immer gleich gut drauf, und es mag Prüfungen oder Situationen geben, in denen uns ganz schön die Knie zittern. Wenn das Selbstvertrauen einmal in den Keller rauscht, können wir so versuchen, es wiederzufinden:

  • uns unsere eigenen Erfolge und bestandenen Prüfungen in Erinnerung rufen;
  • dafür sorgen, dass wir wenigstens fit und ausgeschlafen sind (der Schlaf ist ein Lernfreund par excellence);
  • uns kurz bei anderen Selbstvertrauen leihen, indem wir sie bitten, uns zu sagen, warum sie an uns glauben;
  • für Notfälle vorsorgen: eine gute Freundin oder einen guten Freund bitten, im Notfall auf Anfrage ein „Mutmacher“-SMS zu schicken.
  • allgemeingültige Tipps für weniger Prüfungsstress beherzigen (zum Beispiel diese hier: 10 Prüfungstipps)

Anders gesagt: kurzfristig kann man sich das nötige Selbstvertrauen auch bei anderen ausleihen.

1 Kommentare

  1. Pingback: Prüfungsphase - Kids wirksam begleiten - Katrin Piazza Blog Lerncoaching

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