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Guter Rat beim Lernen

gute Hilfe ist unaufdringlich

Viele Eltern erzählen mir, dass ihre Kinder oder Jugendlichen sich einfach nichts mehr sagen lassen, was das Lernen betrifft. Obwohl sonnenklar ist, dass diese mit ihrer Strategie oder ihrem Verhalten nicht weiterkommen. Manche reagierten geradezu allergisch auf Feedback oder seien ausserstande, Hilfe anzunehmen. Geschweige denn, zu erkennen, dass sie Hilfe bräuchten.

Als Mutter weiss ich, wie schwierig es für Eltern oder Aussenstehende ist, eine solche Situation auszuhalten – schliesslich wollen wir das Beste für unsere Liebsten, wir möchten sie gerne vor unangenehmen Erfahrungen bewahren oder sie aus Schwierigkeiten retten. Und: Wir glauben, genau zu wissen, wie das Problem aus der Welt geschafft werden könnte. Schliesslich waren wir ja selbst auch mal in der Schule, und damals hat uns dies oder jenes geholfen – und, wäre doch gelacht, wenn dies nicht auch jetzt funktionieren würde, oder? Deshalb sagen wir Dinge wie:

  • du solltest…!
  • du müsstest…!
  • jetzt mach doch (einfach) mal…!
  • hast du schon mal…?
  • warum probierst du nicht…?

Schneller Rat ist billig

Warum sind wir so schnell mit Rat zur Stelle? Manchmal ganz einfach deshalb, weil das unser Reaktionsmuster ist. Weil es einfacher ist, eine Lösung vorzuschlagen, als uns hilflos zu fühlen. Weil es uns ein gutes Gefühl gibt, wenn wir helfen können. Oder weil wir uns insgeheim sogar ein wenig besser fühlen, wenn wir jemanden belehren können. Vielleicht hat unser Gegenüber sich auch an unsere Hilfe gewöhnt und uns geradezu darauf abgerichtet, seine Probleme zu lösen. Oder wir bieten schnellen Rat an, weil dieser dazu führt, dass die Sache erledigt ist: Lösung angeboten, Problem gelöst.

Problem gelöst? Ja, was war denn eigentlich das Problem? Oft bieten wir Rat an, bevor wir das Problem kennen. Oder bevor wir wissen, welche Ziele unser Gegenüber eigentlich verfolgt. Das bewirkt beim Gegenüber:

  • dass es sich abgewertet fühlt („das schaffst du ja sowieso nicht, lass mich mal…“)
  • dass es sich nicht ernst genommen fühlt („sei doch froh, dass du eine genügende Note hast, andere wären glücklich…“)
  • dass es sich machtlos fühlt („siehst du – du hast es nicht geschafft. Jetzt machst du mal, was ich sage…“)
  • dass es das Vertrauen in die eigene Wirksamkeit verliert.

Wirksame Unterstützung statt Ratschläge – so geht’s:

  • Zuerst klären, was das Problem ist und welche Ziele verfolgt werden. (Dafür müssen wir zuhören. Wirklich zuhören. Reden lassen und dazu schweigen.)
  • Mehr fragen als reden. (Wie kommt es dazu, was meinst du? Was könnte dir helfen? Was brauchst du, damit du dein Ziel erreichst? Was könntest du besser machen? Was hast du diesmal anders gemacht? Hast du schon einmal etwas anderes ausprobiert – mit welchem Resultat? Kennst du jemanden, der sich in einer ähnlichen Situation befand – und wie hat er/sie sich gerettet?)
  • Gemeinsam über Lösungsmöglichkeiten nachdenken. (Eine Sammlung von möglichen Lösungen erstellen. Dabei sind die eigenen, vom Erwachsenen gemachten Vorschläge lediglich Angebote.)
  • Die Angebote so formulieren, dass dem Gegenüber klar ist, dass es eine Wahlmöglichkeit hat: „Aus meiner Sicht könnte es helfen, eine Lesetechnik auszuprobieren oder die Prüfungsplanung zu verbessern – was meinst du, könnte dir mehr nützen?“

 

3 Kommentare

  1. Monika sagt

    Auch ich bin Mutter und versuche, meinem Kind so gut wie möglich beim Lernen zu helfen, ohne dass ich als aufdringlich oder nervig empfunden werde. Dein Tipp mit der Formulierung der Wahlmöglichkeit ist sehr hilfreich, danke dir! Ich habe meinem Kind einen Link zur Seite „gut-erklaert“ geschickt – dort gibt es Erklärvideos zu allen Mathe-Themen. Das kam gut an. 🙂 🙂
    LG
    Moni

    • Katrin sagt

      Liebe Moni – danke für Deinen interessanten Kommentar und Deine Empfehlung. Für solche Lerntipps bin ich immer sehr dankbar. Meine eigenen Kinder haben sehr vom „The simple Club“ profitiert, meine (inzwischen 24-jährige) Tochter sagte sogar einmal sinngemäss, ohne diesen Club hätte sie die Schule nie und nimmer geschafft 😉 Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg und Freude bei Deiner schönen Aufgabe als Mutter. Herzlich, Katrin

  2. Pingback: Mach den Fehler zum Freund - gute Fehleranalyse bringt Erfolg.

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