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Gute Notizen machen ist kinderleicht

Gute Notizen helfen beim Lernen

«Gute Notizen? Ich muss gar nichts aufschreiben – das kann ich mir so merken.» Ist dies der grösste Irrtum in der Geschichte des Lernens? Aus meiner Sicht ist es einer, der zu schlechten Resultaten führt. Denn kaum etwas überschätzen wir so sehr wie unsere eigene Merkfähigkeit. «Das kann ich mir so merken» stimmt leider meistens nicht.

Gute Notizen machen – wann wird das gelehrt?

Mir ist noch kein Kind begegnet, das mir erklären konnte, wie es Notizen macht. Auf der Oberstufe werden Mitschreiben oder Notizen aber notwendig. Die einen versuchen also, «alles Wichtige» aufzuschreiben – und schreiben ganze Blätter voll. Die anderen hoffen, sich auch so an alles erinnern zu können. Zusammenfassungen sind übrigens meist auch nicht viel besser. Wort-für-Wort-Abschriften direkt aus dem Lehrbuch sind gar nicht so selten. Nach mühevoller Abschrift verbringen Lernende Stunden damit, um das Geschriebene immer und immer wieder zu lesen. In der Hoffnung, es bleibe etwas hängen. Oft wird diese Hoffnung an der Prüfung enttäuscht. Beim Lernen entstand das (gute!) Gefühl: «Ja, das kenne ich! Ja, das kommt mir bekannt vor.» (Darüber habe ich hier schon geschrieben.) Aber an der Prüfung kann es nicht abgerufen werden. Denn eines wurde so nicht trainiert: Das Abrufen der Information.

Gute Notizen strukturieren die Gedanken – schon beim Aufschreiben!

Die besten Notizen legen eine Art Landkarte an für das Gedächtnis. Nicht zufällig sind Mindmaps ein so tolles Instrument, um Informationen sicher ins Gedächtnis zu packen. Sie strukturieren Deine Informationen von Anfang an. Bereits beim Schreiben bist Du gezwungen, Dir zu überlegen: Was ist ein Oberbegriff (wichtig), was sind Detailinformationen? (Darüber werde ich nächstens ausführlicher schreiben.) Wenn die Informationen bereits beim Aufnehmen (Zuhören, Lesen) gut strukturiert werden, können sie viel leichter verarbeitet und später auch repetiert werden. Also: Nicht alles dicht und in kleiner Schrift vollschreiben. Sondern: Ruhig ein wenig Platz lassen zwischen den Abschnitten, kleine Portionen machen – vielleicht sogar die eine oder andere Zeichnung einstreuen. An diese erinnern wir uns meistens am besten.

Clevere und erst noch einfache Notizen: Cornell-Notes

In den USA gibt es sie fixfertig als Schreibblöcke zu kaufen: Cornell-Notes sind vorstrukturierte Notizblätter, die uns helfen, unser Wissen zu ordnen. Vielen Lernenden fällt es damit auch leichter herauszufinden, was wirklich wichtig ist, die Grundlagen eines Themas zu verstehen (Fachbegriffe, Schlüsselwörter, ZDF -Zahlen, Daten, Fakten) Das Prinzip der Cornell-Notes ist so simpel, dass Du sie leicht selbermachen kannst: Teile dein Notizpapier in zwei Spalten auf. Rechts soll etwas mehr Platz bleiben als links. Ein Verhältnis von 1:2 ist empfehlenswert (siehe Bild). Oben kann Platz bleiben für einen Titel (Fach/Thema) und das Datum – das hilft mit, Ordnung in den Notizen zu halten.

Die Informationen ordnest Du so: In der linken Spalte notierst Du all die (Ober-)Begriffe und Schlüsselwörter, die Du im Unterricht hörst oder im Theoriebuch liest, in der rechten die dazu gehörigen Erklärungen, Definitionen, Zusatzinformationen. Selbst wenn im Unterricht gar nicht genügend Zeit bleibt, die rechte Spalte zu füllen, bist Du sicher, dass Du alle wichtigen Themen und Begriffe aufgeschrieben hast. Notfalls musst Du zuhause ein wenig Zeit investieren, um nachzuschlagen und Dir das Gehörte zu erklären. Doof wäre aber, lange Erklärungen irgendwo abzuschreiben. Viel besser ist es, wenn Du Dir selbst in eigenen Worten erklärst, worum es eigentlich geht. Du kannst gerne auch mit Stichpunkten arbeiten, Farben benutzen oder kleine Zeichnungen oder Grafiken dazusetzen. Alles, was Dir hilft, Dich besser an Deinen Schlüsselbegriff zu erinnern, hilft.

Was ist wichtig, was nicht?

Das fragen mich viele Schüler. Vor allem dann, wenn sie ein Fach oder eine Stufe garde erst begonnen haben. Leider gibt es dafür nur eine Antwort: Es ist gar nicht so einfach, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen. Vor allem dann, wenn man eigentlich noch gar keine Ahnung von einem Thema hat. Die Cornell-Notes können hier eine gute erste Annäherung bieten. Immerhin werden damit Fachwörter, Begriffe, Schlüsselwörter oder wichtige Daten und Fakten visuell gut strukturiert erfasst. Sie sind auch hilfreich, wenn es darum geht, gewisse Lerninhalte auswendig zu lernen. Wenn es darum geht, Zusammenhänge zu verstehen, einzelne Aspekte zu analysieren oder eine eigene Meinung zu bilden, sind sie weniger hilfreich.

Die echten Cornell-Notes haben dafür unten auf dem Blatt noch einen eigenen, durch einen waagrechten Strich abgetrennten Bereich. Dort könnte eine Zusammenfassung stehen, ein Fazit, oder vielleicht auch eine Vertiefung des Obenstehenden.

Wann sollen gute Notizen gemacht werden?

Cornell-Notes sind eigentlich für Studierende entwickelt worden, damit sie während der Vorlesungen schneller mitschreiben können. Damals, als es noch keine Computer gab. Wobei ich oftmals gerade auch denjenigen Lernenden, die im Unterricht ihre Laptops benutzen, handschriftliche Notizen wärmstens ans Herz lege. Mit einem Computer ist man so sehr versucht, alles mitzuschreiben – doch alles ist nie wichtig. Und: alles, was aufgeschrieben wird, sollte auch verarbeitet werden. Wer möchte eine ganze Unterrichtsstunde noch einmal 1:1 durchkauen? Da ist es doch viel besser, das Gehörte oder Gelesene bereits gut zu strukturieren.

Vorstrukturiert und bereit zum Repetieren

Sind Deine Zusammenfassungen immer sehr lang? Passiert es Dir, ein 50-seitiges Dossier auf 48 Seiten «zusammenzufassen»? Dann investierst Du definitiv in die falsche Aktivität. Abschreiben ist nicht Lernen. Falls dabei wirklich nachgedacht, umformuliert, umstrukturiert und deutlich (!) reduziert wird, ist gegen eine Zusammenfassung nichts einzuwenden. In meinem Berufsalltag sehe ich aber viel zu viele langatmige Wort-für-Wort-Abschriften, deren Verfasser/innen nicht erklären können, was sie zu diesem Zeitpunkt eigentlich wissen oder können müssten.

Die gute Notiz nach dem oben erklärten 2-Spalten-Modell hat noch einen Vorteil: Es lässt sich prima damit abfragen. Abfragen ist eine der effektivsten Lernstrategien überhaupt. Kannst du die Frage beantworten? Klasse. Noch nicht? Also nochmal repetieren. Bei der Cornell-Notiz kannst du in der Repetierphase einfach die rechte oder auch mal die linke Seite abdecken und prüfen, ob du die Inhalte der anderen Seite wiedergeben kannst. Kannst Du die Schlüsselwörter erklären? Kommst du aus den Definitionen auf die Begriffe? Wenn ja, dann bist Du gut vorbereitet für die Prüfung.

Dieses Abdecken geht übrigens sehr gut mit Post-it Notes. Deck mit kleinen oder grösseren Zettelchen ab, was Du noch nicht weisst und frag Dich ab. Arbeite mit Farben, das hilft Dir beim Einprägen!

Mit Kindern gute Notizen erstellen

Kindern fällt es nicht leicht, den Überblick zu bekommen über das, was sie da lernen müssen. Beispielsweise wenn es darum geht, auf eine grössere Prüfung zu lernen. Da sind Theoriebuch, Heft, Arbeitsblätter… und jetzt? Wie soll das alles in den Kopf? Auch hier können Cornell-Notizen helfen: gut strukturierte Zusammenfassungen, die sich leicht(er) repetieren lassen.

Eltern können so vorgehen:

  1. Den Kindern (wenn nötig) die Rolle der Schlüsselwörter zeigen:
  • Einen Abschnitt aus dem zu lernenden Material nehmen und gemeinsam lesen (oder vorlesen lassen).
  • Überlegen: Welche Wörter in diesem Abschnitt sind wirklich wichtig?
  • Dafür hilft die Frage: Welche davon brauche ich, um das, was da steht, nacherzählen oder erklären zu können?
  • Markiere diese Wörter mit einem Leuchtstift. (Markiere aber nur gerade das Wort, keine ganzen Sätze!)

2. Aus dem umfangreichen Material gut strukturierte Notizen/Zusammenfassungen herstellen:

  • Jetzt schreib diese Wörter in die Linke Spalte deines Notizblattes. (Kinder schreiben in der Regel weniger. Sie können die Heftseite oder Blatt auch einfach halbieren.)
  • Erklär mir doch mal, wofür dieses Wort steht. Kannst du das? (Vielleicht musst du im Buch noch einmal genau lesen oder den Begriff nachschlagen – vielleicht in einem guten Kinderlexikon).
  • Auch mit Kindern lässt sich das Abfragen so leichter gestalten: jeweils die eine oder andere Seite abdecken und entweder die Begriffe (Fakten, Jahreszahlen, Zahlen etc.) oder aber die Hintergrundinformationen (Definitionen, Erklärungen, Details) abfragen.

1 Kommentare

  1. Pingback: Was gute Lernende besser machen - Katrin Piazza

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