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Besser schreiben

Schreiben üben

Warum ist Schreiben so wichtig?«Wer schreibt, bleibt.» Kennen Sie diese Redensart? Leider lässt sich nicht zweifelsfrei herausfinden, von wem sie stammt. Was sie bedeutet, liegt jedoch auf der Hand: Wer schreibt, also  Schriftliches hinterlässt, geht nicht so schnell vergessen. Warum die Redensart auch unter Handwerkern sehr beliebt war (oder vielleicht immer noch ist), ist ebenfalls verständlich: Wer seine Leistungen dokumentiert, kann hinterher Rechnungen stellen – und bleibt im Geschäft.

Wer nicht schreibt, bleibt nicht. Stimmt auch dies? Ich fürchte, ja – denn ich beobachte in meiner Lernpraxis regelmässig: Wer sich auf der Oberstufe (insbesondere im Gymi) mit dem Schreiben schwertut, hat Mühe, die geforderte Leistung zu erbringen.

Übrigens: In meiner Beobachtung sind Jungen zwar tendenziell schreibfauler als ihre weiblichen Altersgenossen. Mädchen jedoch schreiben fleissig kilometerlange Zusammenfassungen, begnügen sich sehr oft damit, ihre Schriftstücke besonders schön zu gestalten, im übrigen aber ganze Sätze aus einem Buch oder Dossier ins Heft zu kopieren. Vom Auge direkt in die Hand – ohne Umweg über das Hirn, sozusagen. Was zwar schön fleissig ist, aber eben auch nicht effizient.

Die Folgen der «Schreibfaulheit»?

  • Es gibt Kinder, die bekommen in längeren Prüfungen vom Schreiben Krämpfe in den Händen.
  • Manche schaffen den geforderten Umfang in Aufsätzen nicht, weil sie zu langsam schreiben.
  • Wer im Unterricht nicht mitschreiben mag oder kann, dem fehlen in der Prüfungsvorbereitung wesentliche Informationen.
  • Wer beim selbständigen Lernen gar nichts aufschreibt, tendiert dazu, lediglich zu lesen. Lesen geschieht meist passiv und ist als Lernstrategie wenig effektiv – die Selbstbefragung ist erheblich wirksamer. Über wirksamere Lernstrategien habe ich schon oft geschrieben – beispielsweise hier: «Lies jeden meiner Texte siebenmal.»

Die Schreibhemmung mag verschiedene, manchmal auch ganz individuelle Gründe haben. Aber was auch immer die Gründe sein mögen: Wer seine Schreibfähigkeit trainiert, fördert damit gleichzeitig sein Denk- und Lernvermögen.

So macht Schreiben mehr Spass:

Schreiben ist eine Form von Kommunikation – und damit ein sozialer Austausch. Leider lassen wir Kinder oft schreiben um des Schreibens willen. Wörter oder Sätze abschreiben? Stimmt – das ist zwar Schreib-Übung, kann aber schnell langweilig oder gar als sinnlos empfunden werden. Besser: Dem Schreiben die soziale Komponente zurückgeben. Zum Beispiel so:

  • Ein Briefwechsel (egal, ob per Mail oder per Briefpost) macht schon kleinen Kindern Freude.
  • Kleine Botschaften auf Post-it-Zettel geschrieben und an die Zimmertüre von anderen geheftet.

Beispiele für weitere tägliche Schreibgelegenheiten und -projekte:

  • Ein persönliches Tagebuch führen (das muss nicht in langwierige Selbstbeobachtung hinauslaufen – das Festhalten von beispielsweise drei erfreulichen Begebenheiten pro Tag kann durchaus genügen und den Blick auf das Positive lenken. Dafür täglich diese Frage beantworten: „Über diese drei Dinge habe ich mich heute gefreut:“)
  • Ein Lerntagebuch führen (auch hier: in der Kürze liegt die Würze. Zwei Fragen genügen: Was ist mir heute gut gelungen? Was könnte ich verbessern?)
  • Ein Fragebuch anlegen. Pro Seite wird eine Frage gestellt wie «Was ist Dein Lieblingstier?», «Wenn Du eine Superkraft haben könntest – welche sollte das sein?», «Nenne drei Dinge, die in eine kleine blaue Schachtel passen» oder: «Worüber hast Du zuletzt gelacht?» – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Alle Familienmitglieder beantworten die Fragen reihum schriftlich. Das Fragebuch leistet auch gute Dienste, wenn die Kinder mal stillsitzen sollen, im Restaurant beispielsweise oder an einem Familienfest.
  • Ein Besuchsbuch führen. Es funktioniert umgekehrt wie ein Gästebuch – nicht die Gäste schreiben ihre Erinnerung auf, sondern der Besitzer des Buchs beschreibt seine Besuche bei anderen Leuten. (Was gab’s zu essen? Welche Besonderheiten wies die Wohnung oder das Haus auf? Wer wohnte da?)
  • Kurzmeldungen aus der Zeitung umschreiben und in Erfolgsmeldungen verwandeln. (Eine Tankstelle wird überfallen? Besser: Beschreiben, wie ein pfiffiger Polizeihund den Überfall vereitelte.)
  • Eigene Märchen erfinden – mit mutigen Heldinnen und verträumten Prinzen, ängstlichen Drachen und abenteuerlichen Mäusen, und und und…)
  • Für Fortgeschrittene: Kurze Mitschriften von Fernsehdiskussionen schärfen die Kunst, Pro- und Kontra-Argumente zu erkennen.