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Lernregeln für clevere Faulpelze

Die Faulheit in mir darf leben.

Können wir immer brennen vor Leidenschaft für das, was wir gerade tun? Bestimmt nicht. Vielfach erwarten wir von Lernenden aber genau dies – dass sie sich voller Elan, topmotiviert und unermüdlich an ihren Lernstoff (und bitteschön in restlos allen Fächern!) heranschmeissen, das ganze Schuljahr oder Semester lang. Ganz schön unrealistisch, oder?

Das Faultier in mir darf leben.
Ab und zu das Faultier raushängen lassen tut gut!

Und, ehrlich gesagt – auch ungesund. Daran, dass Stresssymptome bei Erwachsenen seit Jahren permanent zunehmen, haben wir uns (leider) längst gewöhnt, doch nun scheint er auch Kinder und Jugendliche vermehrt zu belasten, wie im August 2019 mehrere deutsche Medien berichteten (Artikel).

Darüber, dass gute und mehr (!) Pausen gerade beim Lernen sehr effektiv sein können, habe ich schon mehrfach geschrieben (z.B. „Lernturbo Pause“ oder „Slow Learning„).

Im Leben sollten – längere und kürzere – Phasen von Faulheit möglich und erlaubt sein. Dass Müssiggang seinen Nutzen hat, darüber schreibt übrigens sehr unterhaltsam Tom Hodgkinson in seinem Buch „Anleitung zum Müssiggang„.

Gute Faulheit – schlechte Faulheit

Faulheit ist nur schädlich, wenn sie uns gänzlich davon abhält, unsere Ziele zu erreichen. Faulheit ist dann gut, wenn sie uns dazu bringt, darüber nachzudenken, wie wir unsere Ziele schneller, besser, mit weniger Ressourcen oder mehr Freude erreichen.

Lernende, die darüber nachdenken, wie sie ihren Lernstoff besser, schneller oder mit mehr Spass in den Kopf bekommen, haben einen wichtigen ersten Schritt genommen – ganz einfach dadurch, dass sie überhaupt darüber nachdenken, wie sie lernen.

Wenn mir ein Schüler oder eine Schülerin „beichtet“, er oder sie sei eigentlich ein ausgewachsener Faulpelz, antworte ich jeweils nur: „Das ist total ok – sei aber ein cleverer Faulpelz!“

Clevere Faulpelze lernen so:

  • In der Stunde passen sie auf und machen mit. Dabeisein, mitdenken – das ist die halbe Miete beim Lernen. (Das kann notfalls heissen, nicht neben dem besten Freund/der besten Freundin zu sitzen. Oder – im Fall von Jugendlichen und Erwachsenen – mitschreiben und gute Notizen machen.)
  • Sie beschränken die Lernzeit zuhause (z.B. 30 Minuten oder eine Stunde täglich – maximal) – dafür sorgen sie für Regelmässigkeit. (1 Stunde täglich erspart in aller Regel die Wochenende-Lernorgien.)
  • Sie versuchen möglichst zeitnah das Gelernte oder das Wichtigste davon in eigenen Worten zu erklären oder in irgendeiner Form (z.B. Mindmap, Lernkarte oder Kurz-Zusammenfassung) festzuhalten. In anderen Worten: Sie lassen sich das Gelernte noch einmal durch den Kopf gehen, kneten es geistig ein wenig und eignen es sich so an. Wie Marcel Proust sagte: „Worüber wir nicht nachdenken, das vergessen wir wieder.“
  • Sie repetieren das Gelernte ein paarmal über die Woche verteilt, frei nach dem Motto: «wenig, aber oft».

Wer sich vertieft mit dem Thema auseinandersetzen möchte, dem empfehle ich wärmstens das Buch „Lernen für Faule“ von Iris und Felicitas Komarek – es ist ein wahres Schatzkästchen voller guter Ideen und Tipps.