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Effektiv Lernen oder «mit Büchern abhängen»?

Arbeiten lernen

«Effektiv lernen? Wie geht das eigentlich?» Viele Lernende setzen sich hin, «studieren», stehen wieder auf – und fragen sich: «Wo ist die Zeit hin?» Oder: «Was genau habe ich da eigentlich gemacht?» Stundenlang über den Büchern sitzen und am Ende doch nicht mehr wissen – das ist eine Erfahrung, die viele Lernende teilen!

Ich versuche jeweils, bei den Betroffenen erst einmal das Bewusstsein dafür zu schärfen, was mit ihnen passiert, wenn sie am Tisch sitzen und «lernen». Es ist ein wichtiger Schritt zur Besserung, wenn sie zu spüren beginnen: «Halt – jetzt trödle ich gerade oder träume herum.» Oder: «Mist – diesen Abschnitt lese ich jetzt schon zum dritten- oder vierten Mal, ohne dass etwas davon hängenbleibt.» Oder: «Zugegeben, ich schreibe eigentlich bloss ab, was im Buch steht – eine Zusammenfassung ist das nicht wirklich.»

Es lohnt sich, eine Weile lang das eigene Lernen zu beobachten, um es effektiver zu machen. «Was mache ich hier eigentlich – genau?» Erst, wenn ich meine eigene Ineffizienz erkenne, kann ich etwas dagegen tun. Dafür kann ein Lerntagebuch geführt werden oder es werden ein paar Tage lang alle Tätigkeiten dokumentiert. Das kann durchaus ernüchternd sein! Beispielsweise, weil ich erkenne, wie viel Zeit ich mit Multitasking verbringe (also neben dem Lernen auch noch chatte oder surfe). Oder weil mir klar wird, dass ich beim Lesen immer wieder abschweife oder von den Ferien zu träumen beginne. Effektiv lernen geht anders!

Folgende Fragen können hilfreich sein, um mir Gedanken darüber zu machen, wie ich aus einer passiven (ineffektiven) in eine aktive (effektive) Lernhaltung komme:

  • Weiss ich eigentlich, was ich zu tun habe?

Was ist das Lernziel? Was will ich am Ende meiner Lernsitzung wissen oder können? Welche drei Hauptfragen will ich beantwortet haben? Je konkreter die Aufgabe an sich selbst formuliert ist, desto besser!

Also nicht: «20 Minuten Französisch lernen» oder «Kapitel 15 lesen»
Sondern: «ir-Verben repetieren, Übungen zum Passé Composé machen» oder «das Wichtigste aus Kapitel 15 auf Lernkarten/Mindmap reduzieren und ein erstes Mal repetieren».

  • Fürchte ich mich insgeheim vor der Aufgabe oder vor dem Fach?

Bestehen Wissenslücken, die geschlossen werden müssten? Hadere ich mit der Tatsache, dass ich das überhaupt lernen muss? Wie kann ich mich (neu) motivieren für diese Aufgabe oder für dieses Fach?

  • Langweile ich mich?

Wenn zu viel Zeit für eine Aufgabe oder Tätigkeit zur Verfügung steht, schleicht sich Langeweile ein – und sie vertreibt die Konzentration zuverlässig! Manche Schüler/innen lassen sich gerne ein wenig sportlich herausfordern: In wie kurzer Zeit kann ich diese Aufgabe erledigen – und sie dennoch gut machen? Könnte ich gegen die Uhr arbeiten? Wenn ich den Stoff längst verstanden habe – gibt es Zusatzwissen, das mich interessieren könnte? Kann ich noch etwas dazu schreiben? Kann ich eine Lernkarte oder ein Mindmap erstellen, das mir morgen beim Repetieren hilft?

  • Gebe ich hier eigentlich mein Bestes?

Es ist keine schlechte Angewohnheit, sich am Ende zu fragen: «Habe ich wirklich mein Bestes gegeben?» Eltern können hier auch mal nachhelfen: «Bist du stolz auf deine Leistung?» (Die Frage muss aber ehrlich gemeint sein – nicht mit Ironie versetzt oder pure Rhetorik! Ich würde auch keine Diskussion darüber anzetteln, ob die Antwort wahr ist oder nicht. Lassen Sie die Frage ruhig ihre Wirkung entfalten! Viele Schüler/innen spüren beim Lernen überhaupt keinen Stolz (mehr), obwohl sie vielleicht gerade eine gute oder sogar ausserordentliche Leistung erbracht haben.)

Effektiv Lernen – in zwei Sätzen zusammengefasst:

Das stundenlange Brüten über den Büchern – wir nennen es auch gerne «Abhängen mit Lernstoff» – bringt nichts. Kurze, knackige Lernportionen mit konkreten Aufgaben – die bringen es!

1 Kommentare

  1. Pingback: Prüfungsphase - Kids wirksam begleiten - Katrin Piazza Blog Lerncoaching

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