Wichtel sind in der nordischen Märchenwelt kleine, sympathische Wesen, die den Menschen helfen. Sie tun es zuverlässig – und in der Regel unsichtbar. Dennoch spüren die Menschen diese hilfreiche Präsenz. Kleinen und auch grösseren Lernenden könnte so ein Wichtel ein guter Freund sein – als «Kann-ich-Wichtel». Wer ihn fleissig füttert, baut nach und nach das Vertrauen ins eigene Können auf.

Die folgende Anleitung eignet sich besonders gut für fantasievolle Kinder und Jugendliche. Doch wer weiss, vielleicht profitieren auch Erwachsene von ihrem ganz persönlichen Einflüsterer?

So trainierst du deinen «Kann-ich-Wichtel»:

Stell dir vor, ein kleines Wesen sitzt auf deiner Schulter und flüstert: «Das kannst du!». Wie sieht dein Wichtel aus? (Du könntest ihn malen und/oder ihm einen eigenen Namen geben.)

Immer, wenn du lernst, setzt du jetzt deinen Wichtel in Gedanken auf deine Schulter. Und bei jeder Aufgabe stellst du dir vor, wie er flüstert: «Das kannst du!». Und jedes Mal, wenn dir etwas gelungen ist, flüstert er wieder: «Das kannst du!» Oder auch mal: «Das weisst du!» Dafür musst du vor und nach einer Handlung jeweils eine ganz kurze Pause einlegen, damit du ihn auch hören kannst.

Zum Beispiel: Du musst ein Arbeitsblatt ausfüllen? Bevor du anfängst, darf dein Wichtel dir Mut zusprechen: «Du kannst das!» Bei jeder kleinen Aufgabe, die du erledigt hast, gibt der Wichtel einen Kommentar ab: «Siehst du – du kannst das!» Manchmal gibt er dir auch einen guten Rat: «Schlag das doch kurz im Buch nach – das kannst du!» Oder: «Hol doch Hilfe, wenn du nicht weiterweist – du kannst das!»

Wenn du mit Lernkarten lernst, sagt dein Wichtel bei jedem Kärtchen, das du schreibst: «Du kannst das!» Und kurz bevor du dich selbst abfragst, sagt er: «Du kannst das!» Und wenn du lange genug geübt hast, sagt er ganz zufrieden: «Siehst du? Du kannst das.»

Dein Wichtel – immer dabei beim Lernen!

Es ist wichtig, dass dein «Kann-ich-Wichtel» immer beim Lernen dabei ist und sich ganz oft zu Wort melden darf. Nach jeder gelösten Rechnung. Nach jedem geschriebenen Satz. Nach jedem noch so kleinen Ding, das dir gelungen ist. Halte kurz inne, freu dich und spüre, wie der Wichtel flüstert: «Du kannst das.» (Warum gerade die kurze Pause so wichtig ist, habe ich hier erklärt.) Mit der Zeit hörst Du ihn nicht nur, wenn dir eine Aufgabe gelungen ist, sondern auch bevor du eine neue anpackst.

Mit der Zeit wirst du es merken, wenn der Wichtel nicht auf deiner Schulter sitzt. Dann nämlich, wenn du eine Lernkarte wieder und wieder übst, ohne dass etwas davon im Gedächtnis bleibt. Oder wenn du einen komplizierten Text mehrmals liest, ohne ihn wirklich zu verstehen. Auch wenn du ohne nachzudenken Lösungen für deine Aufgabe suchst, obwohl du diesen Stoff doch bereits gelernt hast, solltest du deinen Wichtel suchen. Genau jetzt müsste er nämlich auf deiner Schulter sitzen und flüstern: «Du kannst das!»

Eigentlich haben wir alle so einen kleinen «Kann-ich-Wichtel» in uns. Die Wichtel machen sich bemerkbar, wenn wir etwas schaffen, was uns zuerst vielleicht schwierig erschien. «Du kannst das!» flüstern sie und wir fühlen diese warme Dusche aus Stolz und Zufriedenheit. Manchmal kommen die Wichtel am Abend zu uns ins Bett, wenn wir entspannt und zufrieden auf den Tag zurückblicken. Und sie freuen sich mit uns, wenn sie merken, dass uns immer mehr Dinge gelingen.

Wenn du beginnst, das Flüstern des Wichtels zu geniessen – dann bist du auf dem richtigen Weg!

(Idee: Lucinda Becker: «14 Days to Exam Success» – eigenmächtig abgewandelt von KP)