Blog

Schriftliche Arbeiten bewältigen

Die schriftliche Arbeit kann Studierende ganz schön an die Grenze bringen! Die einen verlieren sich hoffnungslos in der Recherche, während andere noch auf der Fragestellung herumkauen. Dem einen macht die Themenauswahl zu schaffen, während die andere Blatt um Blatt füllt – nur, um sie dann nacheinander im Papierkorb zu versenken. Viele schielen immer ängstlicher nach der Deadline und hoffen, dass der zunehmende Druck sie zur Höchstleistung treibt. Manchmal klappt das. Manchmal nicht. Ein Blick in die Statistik der Studienabbrecher zeigt: Immer öfter klappt das nicht.

Was sich leicht liest, ist meist hart erkämpft

«Arbeit am Text ist Arbeit am Gedanken» – so lautete jahrelang eine Werbung der Neuen Zürcher Zeitung. Als Journalistin habe ich in zwanzig Jahren Hunderte von längeren und kürzeren Artikeln und Geschichten geschrieben. Die einen verlangten sehr viel Recherche und Vorarbeiten, die anderen weniger – allen gemeinsam war: Sie flossen so gut wie nie «einfach so» aus der Feder. Jede einzelne war – nun ja… Arbeit, eben! Die schriftliche Arbeit zu erstellen, kann schön, spannend und befriedigend sein. Aber auch anstrengend und kräftezehrend.

Was mir mit der Zeit sehr geholfen hat, war ein gut eingespielter Arbeitsprozess, der aus verschiedenen Schritten bestand, die ich nach Möglichkeit auch zeitlich voneinander trennte:

  • Themenfindung (Worüber will ich schreiben? Worüber nicht?)
  • Recherche (Welche Literatur, Werke, Gedanken, Ideen sind für meinen Text wichtig? Woher bekomme ich sie oder wer gibt mir Auskunft?)
  • Gliederung der Argumente und Struktur der Arbeit
  • Schreiben, schreiben, schreiben…
  • Redigieren und abgeben.

Schriftliche Arbeit aufteilen und als Prozess sehen

Es hilft mir, diese einzelnen Schritte als voneinander getrennte Aufgaben zu betrachten und sie – sofern möglich – auch zeitlich deutlich voneinander zu trennen. Meist erfordern sie ganz unterschiedliche Denkprozesse. Sammeln oder Suchen sind andere Vorgänge als Formulieren oder Kontrollieren. Und selbst kleine Arbeiten lasse ich gerne eine oder zwei Nächte ruhen, um für das letzte Redigieren noch einmal ein wenig Distanz zu gewinnen.

Zeitplanung: vom Ende her denken

Die einzelnen Schritte werden in eine Planung eingearbeitet, die vom Ende ausgeht – also vom Abgabetermin. Ist keine verbindliche Deadline vorhanden, empfiehlt es sich, eine zu konstruieren – beispielsweise, indem man Freunde oder Familienangehörige darüber unterrichtet.

Art und Umfang der Arbeit bestimmen jeweils, wie lange ich mich mit den einzelnen Schritten befasse – das kann von ein paar Stunden bis zu Tagen variieren. Besonders Acht gebe ich jeweils auf die Übergänge, weil die einerseits heikel, andererseits aber auch wichtig sind: Bei der Recherche oder beim Schreiben kann man sich ja hoffnungslos verlieren und einfach immer und ewig und noch einen Tag und noch einen weiter daran werkeln. Oft bringt es mehr, die Arbeit vorwärts zu treiben, auch wenn der einzelne Abschnitt noch gänzlich unperfekt erscheint.

Wenn die schriftliche Arbeit zum Kampf mit den eigenen Dämonen wird

Die Erfahrung vieler Schreibender zeigt: Jeder begegnet im Schreibprozess anderen, seinen ganz persönlichen Dämonen, die es zu bezwingen gilt. Ein sehr empfehlenswertes Buch, das auf viele dieser Schwierigkeiten eingeht und praxisorientierte Lösungen aufzeigt, ist «Von der Idee zum Text – eine Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten» von Helga Esselborn-Krumbiegel.

Viel Glück beim Schreiben – und viel Spass. (Denn das kann einem eine schriftliche Arbeit durchaus auch bereiten!)