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Gut gemacht! Toll! Bravo!

Ermutigung

Gut gemacht! Toll! Bravo!

«Sie machen das sehr gut.» Meine Klientin strahlt immer noch vor Glück, obwohl ihr Gespräch mit dem Vorgesetzten schon ein paar Tage her ist. Sie habe es fast nicht glauben können, dass der sie beim Mitarbeitergespräch in ihrem neuen Job uneingeschränkt gelobt habe, erzählt sie. «Weißt Du, in all meinen bisherigen Jahresgesprächen hiess es immer: ‚Dies und das ist gut, aber….’ Immer machte dieses ‚Aber’ alles vorher ausgesprochene Positive kaputt.»

Ich konnte es ihr sofort nachfühlen. Uneingeschränktes, grosszügiges, üppiges, verschwenderisches Lob scheint eine Rarität zu sein. Stets wird relativiert und abgewogen, um … ja, wozu eigentlich? Um uns vor selbstzufriedener Trägheit zu schützen oder um uns aus unseren Fehlern lernen zu lassen? Um uns zur ständigen Entwicklung zu motivieren? Das ist ja alles gut und recht. Kritik ist wichtig, das Benennen von Fehlern auch. Und Lob kann in der Tat kontraproduktiv sein, dann etwa, wenn es leichtfertig oder als automatisierte Reaktion auf alles und jedes geäussert wird.

Aber hin und wieder brauchen wir das doch einfach: Ein fröhliches, von Schulterklopfen begleitetes, ungestümes «Wow – toll!», ein «Das hast Du gut gemacht!» oder ein herzliches «Du bist wunderbar». Uneingeschränkte Ermutigung. So eine Art Instant-Wohlfühl-Dusche. (Wer sich ins Thema vertiefen möchte, findet im Buch von Jürg Frick viel Wissenswertes: «Die Kraft der Ermutigung».)

Wir dürfen es uns zwar wünschen, doch leider können wir nicht voraussetzen, dass andere unsere Leistungen würdigen. Was aber in unserer Macht liegt, ist dies: Freundlich mit uns selbst umgehen. Und wenn es sonst niemand tut, uns halt ab und zu selber einen Orden ausstellen für etwas Erreichtes oder Gelungenes. (Wer nicht selber basteln mag, findet hier eine Vorlage dafür.)